Radiusfraktur
SpeichenbrucH

Radiusfraktur - Speichenbruch

Ein Viertel aller Knochenbrüche beim Menschen sind handgelenksnahe Speichenbrüche, sogenannte distale Radiusfrakturen. Damit ist dies der häufigste Knochenbruch. Er kann in jedem Lebensalter bei einem entsprechenden Unfall auftreten; es gibt jedoch zwei Altersgipfel, wo es vermehrt zu Speichenbrüchen kommt: einerseits bei Kindern und Jugendlichen aufgrund der noch fehlenden Mineralisation des Knochens nach einem Wachstumsschub und andererseits bei Menschen jenseits des 50. Lebensjahres aufgrund fortgeschrittener Knochenentkalkung (Osteoporose). 

Das Spektrum der Fehlstellungen reicht von unverschobenen Brüchen bis zu solchen mit deutlich sichtbaren Fehlstellungen, grober Dislokation oder sogar offenen Brüchen. Wie entsteht ein Speichenbruch? Der häufigste Unfallmechanismus ist ein Sturz nach hinten. Beim Versuch, den Sturz mit der Hand abzufangen, kommt es zum Speichenbruch an der typischen Stelle. Je nachdem, in welcher Stellung sich das Handgelenk beim Sturz befindet (gebeugt oder gestreckt), kommt es zu unterschiedlichen Bruchformen. 

Die Therapie des Speichenbruches richtet sich in erster Linie nach der Frakturform am Röntgenbild. Hier gibt es ganz klare Empfehlungen, wann ein Bruch operativ  oder konservativ mit Gips zu behandeln ist um für den Patienten das optimale Behandlungsergebnis zu erzielen.

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häufig gestellte Fragen

Symptome einer Radiusfraktur im Überblick:

•Schmerzen im Handgelenk

•Schwellungen

•Fehlstellungen

•Blaufärbung der Hand

Der Verletzte hat nach dem Sturz Schmerzen im Handgelenk und kann seine Hand nicht benutzen. Das Handgelenk schwillt deutlich an und weist eventuell eine bajonettartige Fehlstellung auf. Manchmal färbt sich die Haut durch einen Bluterguss blau. Werden die Knochenbruchstücke bewegt, ist ein deutliches Knirschen im Bereich des Bruches zu hören.

Mit einer Röntgenuntersuchung lässt sich ein Speichenbruch eindeutig diagnostizieren. Es werden immer mindestens zwei Aufnahmen aus unterschiedlichen Richtungen angefertigt, um den Bruch hinsichtlich Fehlstellung, Anzahl der Fragmente und einer möglichen Gelenkbeteiligung sicher einordnen zu können. Bei komplizierten Brüchen, vor allem im Hinblick auf eine notwendige Operation, kann auch eine weiterführende Diagnostik mittels Computertomografie notwendig sein.

Das Ziel der Behandlung von Speichenbrüchen ist die Wiederherstellung der Anatomie des Handgelenkes, um langfristig ein gut bewegliches und schmerzfreies Handgelenk zu haben. Die Entscheidung, ob ein Bruch mit Gips oder mit einer Operation behandelt werden soll, ist oft schwierig und hängt von vielen Faktoren ab.

Sogenannte Patientenfaktoren sind das Alter des Patienten, der funktionelle Anspruch und die Bereitschaft zu einer operativen Behandlung. Bruchkriterien wie Bruchform, Gelenkbeteiligung, Begleitverletzungen oder Knochenqualität sind in der Behandlungsentscheidung ebenfalls zu berücksichtigen.

Gipsbehandlung

Unverschobene Brüche werden in der Regel im Gipsverband ruhig gestellt. Bei einfacheren Brüchen mit Verschiebung kann es auch notwendig sein, die Bruchstücke anfangs mit einer lokalen Vereisung zusammenzufügen (einzurichten) und anschließend mit einem Gips in korrekter Stellung ruhig zu stellen.

Kommt es im weiteren Verlauf bei den Röntgenkontrollen zu keiner weiteren Verschiebung, weiß man, dass auch mit der konservativen Gipsbehandlung vergleichbar gute Behandlungsergebnisse erzielt werden können.

Bei bis zu 40% aller Patienten kommt es aber zu einem Therapiewechsel, weg von der Gipsbehandlung hin zu einer operativen Versorgung, da es im Verlauf der Gipsbehandlung zu einer nicht akzeptablen Verschiebung des Bruches kommt. Die Wahrscheinlichkeit für eine Konversion steigt mit der Schwere der Speichenfraktur deutlich an.

Operation

Ist der Knochenbruch jedoch komplizierter und instabil, so ist nicht mit einem zufrieden stellenden anatomischen und funktionellen Behandlungsergebnis zu rechnen. Als operativer Standard hat sich das offene Einrichten und Verplatten des Bruches über einen Hautschnitt an der Beugeseite des Handgelenkes etabliert. Man spricht hier von einer „volaren Speichenverplattung“.

Bei bestimmten Bruchformen kann mithilfe einer Gelenkspiegelung ein exaktes Einrichten der Gelenkfläche erzielt werden. Gleichzeitig können auch Begleitverletzungen im Handgelenk mitbehandelt werden.

Unter bestimmten Umständen kann es aber auch notwendig sein, den Bruch mit einem äußeren Spanner, einem sogenannten „Fixateur externe“, zu stabilisieren. Bei Kindern ist es noch möglich, die Bruchstücke schonend nur mit Drähten zusammenzufügen.

Je nach Alter des Patienten und Art des Bruches müssen Hand und Unterarm für bis zu sechs Wochen ruhig gestellt werden. Durch eine operative Versorgung kann die Dauer der Gipsbehandlung aber auch verkürzt werden.

Regelmäßige Gipswechsel und Röntgenkontrollen sind einzuplanen, eventuelle Wunden müssen regelmäßig begutachtet werden. Nach Gipsabnahme ist eine physikalische Therapie notwendig. Es kann bis zu einem Jahr dauern, bis die endgültige Beweglichkeit und Kraft wiedererlangt werden.

Typische Komplikationen unabhängig von der gewählten Behandlungsmethode sind:

•Schäden an Nerven oder Sehnen, insbesondere an der langen Daumenstrecksehne oder am Nervus medianus – Druckschäden der Haut durch den Gips

•komplexes regionales Schmerzsyndrom

•Schmerzen und Funktionsstörung durch Begleitverletzungen an Bändern oder Kapsel

•Abnützung des Gelenkes als Folge der Fehlstellung (posttraumatische Arthrose)

Die Prognose dieser Verletzung hängt von der Art des Bruches ab. Bei wenig verschobenen Brüchen und wenigen Trümmern ist das Behandlungsergebnis normalerweise sehr gut. Auch bei schwereren Bruchformen lässt sich bei fortgesetzter Übungsbehandlung ein befriedigendes Langzeitergebnis erzielen. Nur selten sind die Betroffenen infolge der Verletzung berufs- oder erwerbsunfähig.
In den letzten Jahren hat sich die Beurteilung des Behandlungserfolges distaler Radiusfrakturen von rein objektiven klinischen Parametern, wie Röntgenbildern oder erreichter Kraft und Bewegungsumfang, hin zu einem verstärkten Miteinbeziehen der subjektiven Patientenzufriedenheit entwickelt.
Oft ist allein anhand des Röntgenbildes kein Rückschluss auf die subjektive Funktion im Alltag und die Zufriedenheit möglich. Dies gilt vor allem für ältere Patienten mit nur geringem Anspruch im Alltag.